Es dauert immer bis ich mal in mein Blog schreibe, denn selten erscheinen mir meine Gedanken für die Öffentlichkeit lesenwert, aber heute ist es wieder soweit, dass ich meinem Frust freien Lauf lasse, indem ich einen Blogeintrag verfasse. Blogschreiben als Therapie.
Es geht um das liebe Bafög, verflucht und trotzdem dringend benötigt.
Am Ende meines Studiums, kurz bevor ich nun meine Masterarbeit fertig stelle, hat es mich erwischt: Eine Bafög-Rückzahlungsforderung von über 4000eur. Was gibt es schöneres als aus der aus der Studentenwohnung in der Seestrasse ausziehen zu wollen um ein Haus auf der Schlossallee zu bauen und plötzlich die Karte zu ziehen: Gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie nicht 4000eur ein! Da hat sich schon manch einer im Spiel geärgert. Aber bei ist es nun Wirklichkeit.
Laut Nachrechnungen stand mir das Bafög nicht zu, jetzt muss es komplett und umgehend zurückgezahlt werden. Gehen Sie nicht über Los!
Was nützt einem das, wenn man das Geld doch so dringend gebraucht hatte und die Wirklichkeit nun so aussah, dass es keine Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch die Eltern gab? Warum kann man denn nicht allen gleiche Chancen geben, wenn schon zurückzahlen, dann nach 5 Jahren so wie es normalerweise ist?
Nun am Ende des Studiums, wartet man da nicht sehnsüchtig endlich seine Fähigkeiten im Beruf unter Beweis zu stellen? Will man da nicht endlich das eigene Geld auf dem Konto sehen und sich eine kleine Belohnung gönnen das man das Studium dann doch endlich rum hat? Muss man da nicht noch erspartes aufwenden um umzuziehen, neue Möbel zu kaufen oder sich vielleicht einen Urlaub gönnen?
Nein, natürlich nicht. Der Student freut sich wenn er von seinem ersten Geld schon mal gleich einen Batzen Schulden abbezahlen kann.
Wenn man dann noch im Ausland wohnt, wo die Aussicht auf einen guten Job direkt nach dem Studium nicht so rosig ist, macht das ganze noch viel mehr Spass.
Und Apropos Ausland: Hier in Finland bekommen die Studenten Opintotuki - Studiumsunterstützung - und zwar unabhängig von den Eltern. Ein jeder kann studieren wenn er nun fleissig ist und jedes Jahr genügend Credits auf seinem Konto zu verzeichnen hat. Jeder kann sich das Geld selber einteilen, 55 Monate lang gewährt der finnische Staat dem Studenten sein Studienleben und das ohne Rückforderungen. Geschenkt! Bitte, denn hier wird sich um die Zukunft des Landes gekümmert, denn hier wird Bildung hochgeschrieben, denn hier kann man sich lebenslang weiterbilden. Sogar ich als Ausländer bekomme nun nach meiner Bewährungszeit das Studentengeld gewährt.
In Deutschland heisst es immer noch: Die, die am meisten haben, bekommen auch immer mehr.
Die Antwort ob ich lieber in Deutschland zu Ende studiert hätte beantwortet sich damit selber.
Ich bin froh, dass ich mein Studium ohne die Hilfe meiner Eltern gemeistert habe und stets gespürt habe, was es heißt mit wenig Geld auszukommen.
Dafür bekomme ich jetzt vom Staat auch noch ein schönes Dankeschön! Bitte schön und mit Dank zurück, meine Kinder werden im Ausland studieren. Soll doch Deutschland sehen, wo es seine Köpfe von morgen findet.
So, das war jetzt gemein, aber es war nötig. Vielleicht würde ich so etwas morgen nicht mehr schreiben, aber heute fühlt es sich richtig an.
PS. Ich melde mich wenn ich auf der Schlossallee wohne, die heisst auf Finnisch übrigens Erottaja und ist in Helsinki :) Derweil spiele ich anstatt Monopoly lieber Carcassone, da geht es nicht um Geld sondern um Punkte - wie beim Studium :)